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Umgang mit dem Wissen um ein nicht korrekt behandeltes Pferd
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Autor:  Käffchen [ 17.02.2017, 18:11 ]
Betreff des Beitrags:  Umgang mit dem Wissen um ein nicht korrekt behandeltes Pferd

Ich missbrauche Euch jetzt einfach mal als "anonymen" Kummerkasten, immerhin werde ich die nachfolgende "Geschichte" dann wenigstens mal los, und vielleicht habt ihr ja sogar den einen oder anderen Tipp für mich.

Es geht um ein Pferd meiner Kollegin / Vorgesetzten, von dem ich vermute dass es bereits längere Zeit ein Cushi sein könnte. Nun muss ich dazu sagen: ich arbeite in einem Familienbetrieb und bin in der Verwaltung das einzige Nicht-Familienmitglied (die betreffende Kollegin ist die Schwester vom Chef).

Nun bin ich ja durch Tronja mittlerweile - sagen wir mal - Cushing-Sensibel und habe diesbezüglich so einiges gelernt und erfahren, auch was das ganze "Drumherum" angeht. Und so läuten bei mir auch bei gewissen Symptomen, vor allem wenn gleich mehrere zusammenkommen, auch die Alarmglocken... Auch wenn ich das Pferd nur 1x in Natura und zuletzt in einem kurzen Video gesehen habe.

Kurz zur Haltung: Eigenregie am Haus, früher 3-4 Pferde, mittlerweile nur noch 2 (Mutter + Tochter). Paddockboxen (Paddocks aber wohl meist zu weil die 2 sich nur auf der Wiese verstehen), je nach Wetter Weide entweder stundenweise (jetzt im Winter nur spätnachmittags 1-2 Stündchen, im Sommer meist den ganzen Tag oder 24 Std.), dazu in der Box Silage von den eigenen Flächen.

Die Stute um die es mir geht ist ein Quarter bzw. Paint, damals 18 - heute 27, die sie (wenn ich mich recht erinnere) ca. 10 jährig importiert haben. Damals war sie tragend, hatte wohl ganz schlimme Hufe und lt. Erzählungen nur ca. 60% Lungenvolumen (ich schreibe lt. Erzählungen, weil die Gute auch gern mal übertreibt...). Ob sie wirklich eine Rehe hatte kann ich natürlich nicht sagen, aber sie haben das vermutet und ewig mit den Hufen "herumgedoktert", sie ist sogar jetzt als Rentner noch beschlagen weil sie wohl auch extrem zu Ausbrechen und Hufgeschwüren neigt (ich kenne aber auch den Schmied nicht... und habe die Hufe / Hufbearbeitung nie genau gesehen).
Nach dem Fohlen, mit dem sie sie tragend gekauft hatten, haben sie sie noch 1 oder 2 mal decken lassen, die letzte Tochter haben sie behalten (müsste jetzt ca. 14 sein).

Ich erinnere mich noch wie sie schon damals immer von Hufproblemen und beginnendem Senkrücken erzählt hat. Das war auch der Grund warum die Stute bereits mit 18 Rentnerin war - eigentlich gehört sie ihrem Mann, der sich dann aber wohl irgendwie für zu schwer für sein Pferd hielt und seitdem einfach gar nix mehr mit ihr gemacht hat... im Prinzip steht sie seit min. 9 Jahren nur rum und geht ab und zu mal mit spazieren.
Ich kann es zeitlich nicht mehr genau einordnen, aber seit einigen Jahren erzählt meine Kollegin auch von Fellwechselproblemen, bzw. vermehrtem Winterfell, sodass sie sie wohl regelmäßig schert und ggf. eindeckt. Parallel dazu zunehmender Senkrücken und beginnende "Rippigkeit".
Also bekommt das Pferd Heucobs und Rübenschnitzel (die ebenfalls quasi untätige Tochterstute übrigens auch...). Ich meine das hätte ganz grob so mit 20 - 22 Jahren angefangen. Vor allem wenn das Fell zur Sprache kommt sagt sie immer "Ja die ist ja schon alt (22???) und dann kriegen die ja irgendwann eh "Crushing", da kann man nix machen" :shock:

Mittlerweile ist sie wohl richtig dünn trotz immer größeren Mengen Silage, Heucobs und Rüschnis (im letzten Sommer hat, während ihres Urlaubs, die Schwester der Kollegin die Pferde versorgt und mal ein bisschen erzählt), hat seit Wochen Durchfall ("ich muss jeden Tag den Schweif waschen") und es häufen sich "Beschwerden" wie "die Box kann ich mittlerweile alle paar Tage misten, soviel wie die pinkelt (sie steht auf Spänen wg. der Lunge). Aber es sei ja so witzig zu sehen, wie sie nach ein paar Tagen verschneiter Weide plötzlich an dem sonst so eingefallenen Körper mega Muckis am Oberarm bekäme...

Ich versuche seit geraumer Zeit das Thema Pferd im Büro zu vermeiden, sie weiß auch nicht von Tronjas Cushing. Immer wenn ich mal vorsichtig versuche sie in Richtung Tierarzt zu schubsen, oder mal nachfrage was sie denn dagegen tut oder "ob man denn da so gar nix machen kann" oder "ob das denn nicht vom Cushing kommen könnte und dass ich gehört hätte man könnte das ja doch behandeln" kommt nur wieder "die ist halt alt".
Neulich hatte sie warme Hufe und lief fühlig - da geht man halt mal viel im Schnee spazieren um die Füße zu kühlen... keine weitere Kontrolle, kein TA, nichtmal Pulsation gefühlt...
Auch mit Tipps in Richtung Kotprobe wg. Durchfall oder mal ein Blutbild machen lassen kann sie so gar nix anfangen.
Der Schmied kontrolliert wohl ab und zu die Zähne (davon konnte das Abnehmen also auch nicht kommen...), immerhin hat er dafür eine andere Raspel als für die Füße :roll:

Ok, ich schreibe mich in Rage...

Einerseits möchte ich sie nicht verurteilen - ich kenne ja die genauen Zustände nicht und habe auch das Pferd seit 8 Jahren nicht mehr gesehen, sie kümmert sich außerdem quasi allein um die 2 Pferde (+2 Hunde), ihr Mann ist ziemlich faul. Hinzu kommt wohl noch, dass sie sich gewisse Dinge auch finanziell wohl nicht leisten kann (z.B. Heu für die junge Stute... Silage gibt's wohl nur wegen der Lunge der alten Stute). Es war immer ihr großer Traum die eigenen Pferde zu Hause zu haben, dafür macht sie halt auch ein paar Abstriche...

Andererseits höre ich seit Jahren mit an, wie sich bei der Stute immer mehr Probleme einstellen ohne dass da auch nur einmal ein TA drauf guckt oder sie irgendeinen Tipp annehmen würde.

Zwischenzeitlich war ich kurz davor mal deutlicher mit ihr zu sprechen, oder auch mal (geht das anonym) zu versuchen einen Tierschutzfall zu melden... das wäre vermutlich übertrieben, aber andererseits denke ich schon dass man zumindest für ein wenig Linderung sorgen könnte.
Ich habe im Moment den Eindruck, sie hofft dass bald vorbei ist - für die Junge Stute hätte sie sogar schon einen Platz inkl. Reitbeteiligung.

Da wir aber ohnehin immer wieder "persönliche" Probleme haben und aneinander geraten, weiß ich dass ich es im Grunde nur weiter ignorieren kann - wie gesagt, ich versuche das Thema Pferd zu vermeiden wenn sie es nicht anspricht, und erzähle auch nicht mehr wirklich von Tronja oder den Pferden meiner Schwester...

:fahne:

Autor:  eff-eins [ 17.02.2017, 19:51 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Umgang mit dem Wissen um ein nicht korrekt behandeltes P

Ich kann deine Rage sehr gut verstehen, aber:

Ich selbst habe auch schon den Fall erlebt das man mir einen Pferdeschutzfall gemeldet hat und seine Besorgnis darüber aussprach das ein Pferd inadäquat gehalten wird.

Ich habe mich daraufhin auf den Weg gemacht und gesehen das ich nach Befragung in deren Nachbarschaft unter Vorgabe anderer Gründe mit der Besi ins Gespräch komme was auch gelungen ist und sie gefragt habe ob ich ihr helfen könne.
Ich konnte zum Glück helfen obwohl die Besi erst felsenfest davon überzeugt war ich wolle sie auch wie viele andere zuvor beim Vet Amt anschwärzen.
Das ich ihr aber von mir aus gesagt habe das ich eben DAS Vorgehen nicht richtig und ein Gespräch für alle Beteiligten viel besser finde und ich eben ein wenig lügen mußte um an ihren Namen und Telefonnummer zu kommen hat letztendlich dazu beigetragen das sie mir vertraute und wir gemeinsam einen Plan machen konnten der dem Pferd zu Gute kam.

Oftmals bestehen Probleme wie du auch angesprochen hast z.B. im finanziellen Bereich oder der eigenen körperlichen Unfähigkeit die Pflege adäquat leisten zu können, aus Veränderungen im privaten Umfeld, Unkenntnis oder oder.....

In dem Fall anklagend zu wirken hilft dem Pferd am aller wenigstens weil dann zumeist von Seiten der Besitzer dicht gemacht wird und man kaum noch Möglichkeit hat irgendetwas zu bewegen.

Kannst du nicht über die im Urlaub versorgende Schwester Zugang zur Besi und dessen Gehör bekommen, ist es vielleicht auch möglich, unter einem Vorwand vielleicht, das betreffende Pferd mal in Augenschein zu nehmen damit du dir ein Bild machen kannst?

Über Komet (dessen finanzieller Unterstützer ich in erster Linie bin) sehe ich immer wieder in welch dramatischem Zustand so manch ein Pferdchen letztlich gerade noch gerettet werden konnte und rechne den Menschen die darauf aufmerksam und sich dafür stark gemacht haben das hoch an.
Siehe gerade wieder aktuell HIER oder wenn du auf der Seite bis zu "Der Zauberer" herunter scrollst :(

Die unterversorgten Pferde die nur noch Haut und Knochen sind, Zähne haben die nur noch Gammel aufweisen und entzündet und schmerzhaft sind und keine vernünftige Nahrungsaufnahme zulassen, offensichtliche Cushis denen man die Therapie versagt weil man meint sie hätten eben nur ein vornehmlich "haariges Problem" uvm. haben leider keine Lobby.
Wenn der der von ihnen hört oder sie sieht nicht mit aller Macht und Vehemenz Partei für sie ergreift dann tut es niemand und sie leiden still vor sich hin bis sie irgendwann, und das dauert bei Pferden, elendig regelrecht verrecken.

Es ist immer ein wenig Eiertanz sich zwischen Vehemenz, in der Tasche gehaltener Faust und Fingerspitzengefühl mit den Besitzern auseinander zu setzen.
Oft hilft wirklich das man erwähnt man könne den Tierschutz einschalten oder dem Vet Amt Meldung machen aber das eigentlich gar nicht möchte weil man viel lieber helfen statt anklagen will.

Das Argument des Alterns ist unhaltbar und wenn man den Besitzer fragt ob er gegen Kopf oder andere massive Schmerzen nur weil er siebzig Jahre alt nichts mehr an Schmerzmitteln nehmen wird geht ihm das Licht meist von alleine auf.
Auch das Alter hat ein Recht auf Fürsorge und Therapie im Krankheitsfall oder überlässt man seine Oma/seinen Partner auch sich selbst wenn sie Altersdiabetes entwickeln oder tüddelig werden?

Vornehmlich wichtig wäre in "deinem" Fall sicher einen ACTH zu veranlassen um dann bei positivem Befund Prascend zu geben.
Also alles im relativ überschaubarem Rahmen an Bemühungen und Kosten für den Besitzer bei relativer Verbesserung für das Pferd weil durch die Therapie viele Symptome eben rückläufig sind.

Kotproben usw. zusätzlich zu beauftragen anzuführen übersteigt schnell den Willen dir zuzuhören, fang lieber überschaubar an.

Das Argument das man viele Futterkosten einsparen kann weil ein behandelter Cushi keine Unmengen mehr benötigt um nicht abzuklappern sollte man auch nicht vergessen zu erwähnen.

Halte uns mal auf dem Laufenden und melde dich gerne wenn es Fragen gibt, ich drücke meine Daumen das du einen Weg findest der dem Pferd hilfreich ist. Ich finde das du schon einen guten Anfang gemacht hast :2daumenhoch:

Autor:  Miri [ 17.02.2017, 22:25 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Umgang mit dem Wissen um ein nicht korrekt behandeltes P

Hallo,

blöde Situation für dich. Auf der einen Seite möchte man sich nicht selber schaden, auf der anderen Seite dem Tier helfen. Ich habe in einem ähnlichen Fall das zuständige Veterinär Amt informiert. Nach einem Anruf ist man dort ja verpflichtet sich den Fall anzuschauen. Ich wurde gefragt ob ich dem Tierhalter gegenüber anonym bleiben möchte. In dem Fall wollte ich das gerne: kleines Dorf, Nachbarschaft etc.

Manchmal kann man sich auch den Mund fusselig reden ohne etwas zu erreichen. Das ist frustrierend, kräftezehrend und bringt dem Tier leider nichts. Damit muss man umgehen können. Ich kann es nicht und habe mir diese Variante in schweren Fällen inzwischen angewöhnt.

Ich wäge ab, was kann oder muss ich tun um mit mir selber im Reinen zu sein.

Ich hoffe du findest für dich, und im besten Fall für das Pferd, eine Lösung.

VG Miri

Autor:  Käffchen [ 19.02.2017, 21:32 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Umgang mit dem Wissen um ein nicht korrekt behandeltes P

Hmmm mit der Schwester hatte ich während des letzten Urlaubs der Besitzerin versucht ein wenig mehr zu sprechen, als sie von sich aus anfing zu erzählen. Letztendlich meinte sie aber auch, dass es ja letztendlich nicht ihre Pferde sind und sie halt als Urlaubsvertretung auch nur nach Anweisung handelt und ihrer Schwester (also der Besi) nicht reinreden möchte bzw. sich auch nicht mit ihr anlegen will.

Und die Besi selbst versucht sich halt entweder rauszureden wen ich versuche mal vorsichtig mit ihr zu sprechen, indem sie irgendwelche Erklärungen hervorholt warum das nicht geht oder dass sie da ja schon selbst mal drauf geguckt hat, oder sie kommt halt wieder mit dem Argument des Alters.
Sie ist leider auch vom Typ her so, dass sie sich ganz schnell in die Ecke gedrängt fühlt und eine Abwehrhaltung annimmt...
Deswegen hatte ich es auch schon mit Fragen versucht, anstatt Tipps zu geben oder einfach zu "erzählen".

Wie gesagt fahre ich im Moment eine Vermeidungstaktik was das Thema Pferde angeht, aber sie erzählt halt in letzter Zeit auch wieder verhältnismäßig viel von sich aus. Vielleicht hofft sie ja unterschwellig auch auf Hilfe, aber so richtig annehmen kann sie es dann auch nicht.

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