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Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter
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Autor:  Eddi [ 25.03.2013, 07:50 ]
Betreff des Beitrags:  Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

Wie sich leider immer wieder herausstellt, gibt es in diesem Bereich ganz große Probleme die eine schnelle und gute Verbesserung des Rehehufes nicht nur behindern sondern leider auch häufig verhindern.
Woran liegt das und wie kann man dies eventuell verbessern.
Es gibt ja durchaus Hufbearbeiter und Hufschmiede die es können!

Autor:  eff-eins [ 25.03.2013, 09:25 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

Leider ist es ja so das man als Pferdebesitzer keinen Einfluss auf die Fort und Weiterbildungsmöglichkeit eines Hufbearbeiters hat, ebensowenig auf eine fundierte, solide und vor allem umfassende Ausbildung.
Um trotzdem langfristig gesehen die Spreu vom Weizen trennen zu können, und unterschwellig einen gewissen Leistungsdruck zur Kenntnissverbesserung zu erwirken, bleibt nur die konsequente Einforderung der Hufsituation entsprechender Bearbeitung. Das setzt natürlich den Willen selbst Kenntnisse im theoretischen Bereich zu erarbeiten voraus, denn sonst ist man als Pferdebesitzer ja gar nicht in der Lage Fehler in der Bearbeitung überhaupt als solche zu sehen.
Der Hufbearbeiter ist ein Dienstleister und kein Halbgott, das muss er verinnerlichen und bereit sein sich auf Augenhöhe mit dem Pferdebesitzer zu verständigen. Er wird für seine Arbeit oft sogar recht gut entlohnt und hat somit einmal mehr die Pflicht solide Arbeit abzuliefern oder einzugestehen das etwas nicht sein Fachbereich ist. Das ist keine Schande und sollte auch anerkannt werden wenn er so offen damit umgeht.
Ändern, denke ich, kann man als Tierhalter die Situation nur indem man offen auspricht was einem auf der Seele liegt und man sich an Optimum in der Bearbeitung verspricht und zusammen erörtert was machbar und richtig ist.
Einen Klempner, der generell nach seinem Besuch eine undichte Wasserleitung hinterlässt würde man sicher auch kein weiteres Mal beauftragen, warum also tun wir das aber immer wieder mit dem Hufpfleger?
Derjenige HB der berechtigter Weise bei jedem Pferdehalter die rote Karte bekommt wird sich, wenn er ohne ausreichende Menge an Aufträgen zu Hause sitzt und kein Geld mehr für die Miete hat, sicherlich überlegen das da etwas verdammt schief gelaufen ist und vielleicht doch mal zugänglicher und Lernwilliger zeigen.
Solange wir alle aber aus falscher Scham, Angst vor dummen Sprüchen, eigener Unkenntnis usw.den Mund halten wird sich auch nichts verändern, das ist jedenfalls meine Meinung. Schon allein die Tatsache wie viele HB ihre Kunden stundenlang warten lassen zeigt nicht gerade ein respektvolles Miteinander an. Jeder kann sich verspäten, aber heute hat jeder ein Handy und würde als zuverlässiger Partner sicherlich kurz anrufen und Bescheid geben das es sich verzögert. Ich kann nur jeden ermuntern sich nicht mehr auf Kosten der Hufgesundheit seines Lieblings klein halten zu lassen, weder vom TA noch vom Schmied, dafür ist das Pferd und seine Gesunderhaltung einfach zu lieb und teuer.
Und nun geh ich raus zu den Ponys, mein Hufpfleger kommt nämlich gleich :mrgreen:

Autor:  Lugones [ 18.05.2014, 10:41 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

dem Gesagten kann ich mich nur anschlileßen :daumenhoch:

Ich wollte das ursprünglich auch nicht alles selber machen, doch es hat sich so ergeben und inzwischen nehme ich einfach die Situationen an, in die das Leben mich hinstellt. Damals vor 4 Jahren war es so, dass meine Hufpflegerin sich entschlossen hatte, einen anderen Beruf auszuüben. Sie kam sowieso immer 70 km nur für mich bzw. mein Pferd. Sie war sehr gut und hat recht gute Erfolge erzielt bei meinem Arthrosepferd.
Da habe ich gesagt, dann lern ich das eben selber und sie hat mich dazu ermuntert. Hat mir auch die ersten Schritte erklärt, hat mich unter Aufsicht machen lassen und hat Fehler sofort korrigiert.
Dann habe ich im Oktober 2011 in der Hufklinik Eifel (Straßer-Methode) ein Wochenendseminar gemacht, war ein Praxistag dabei mit Kadaverhuf. Das ist natürlich bei weitem nicht ausreichend - Fachwissen das andere sich in zwei bis drei Jahren Ausbildung aneignen, kann ich mir nicht in drei Tagen holen.
Ich habe allerdings ein paar Talente mit bekommen, die ich ja auch nutzen darf und soll. Erstens lerne ich sehr schnell und Gelerntes, sofern es relevant ist, bleibt auch hängen. Zweitens habe ich handwerkliches Geschick, was ja auch eine Voraussetzung ist.
Dann habe ich mir sehr gute und umfassende Hufseiten rausgesucht, z.B. die von Ariane Reaves oder Tina Gottwald, inzwischen auch viele andere, die alle ordnerweise ausgedruckt und mit Textmarker durchgearbeitet.
Ich habe die Hufstruktur verstanden, die Funktion, die sie auf den Gesamtorganismus ausübt und komme nach alledem zu dem Schluß, dass die Frau Straßer absolut recht hat, mit allem was sie sagt.
Von ihr habe ich drei Bücher gelesen, von Pete Ramey eines (nur auf englisch verfügbar).
Dass sie so sehr in Verruf gekommen ist, liegt daran, dass sie Pferde gesund macht. Und das ist heute weder in der Tiermedizin noch in der Humanmedizin erwünscht. Also eher ein Politikum als eine Fachfrage. Doch würde jetzt hier OT werden.... Nur soviel noch an dieser Stelle: Frau Straßer ist m.A. nach das in der Pferdemedizin, was Dr. Dietrich Klinghardt in der Humanmedizin ist.

Nachdem ich das alles in der Theorie verstanden hatte, habe ich mich an die Praxis getraut. Und auch das braucht Durchhaltevermögen - ich habe neue Hufmesser stumpf geschliffen, als sie ganz neu und scharf waren, habe ich sie kaum durch relativ weiches Horn durchziehen können - geht ja gar nicht :?: Auch da macht man Erfahrungen, wie das Messer optimal geführt wird usw.
Es hat zwei Jahre gedauert, bis ich mich getraut habe, aus Effizienzgründen - und auch um meine Raspel zu schonen - mal die Zange einzusetzen.
Zuerst hatte ich pro Huf eine dreiviertel bis eine ganze Stunde zu tun. Also jeweils zwei Vorderhufe gemacht, dann "Rücken" :mrgreen: , dann zwei Tage später die Hinterhufe. Und jedes zweite mal kontrollieren lassen, ob alles so ok ist. Das finde ich schon sehr wichtig, denn falsche Hufbearbeitung hat Einfluss auf den ganzen Bewegungsapparat, langfristig auch auf den Gesamtorganismus - und auch das kann mit der Zeit eine Rehe auslösen!
Ich mache es jetzt seit 3 1/2 Jahren, lasse mich noch immer ungefähr einmal pro Jahr kontrollieren - bekomme jedesmal die Frage, warum ich das nicht beruflich mache? Ich sage dann immer - Rücken.
Aber ich habe den Vorteil, dass ich die Hufsituation meiner Pferde jederzeit selbst beurteilen kann und auch jederzeit eingreifen kann, wo es angebracht ist.
Und - ich kann bestimmen, wie mit ihnen umgegangen wird! Unsere letzten beiden waren 10 Jahre alt, als wir sie bekamen, total unerzogen, haben gebissen, getreten, Menschen umgerannt. Die Hufe waren eine Katastrophe - Hornspalten bis an den Kronrand, völlig ausgefranselt, Platthufe, umgeschlagene Eckstreben bis vor die Strahlspitze - und es war lebensgefährlich, auch nur an Hufbearbeitung zu denken. Nach einem Jahr musste ich sie nicht mehr anbinden, sie bleiben brav stehen, weil sie Vertrauen zu mir haben. Sie laufen über alle Böden und im Renngalopp bergab durch dicke Steine, ohne dass die Hufe ausbrechen.

Ich kann jeden nur ermuntern sich da ran zu wagen, allerdings muss man immer alles kritisch hinterfragen, was man wie und warum macht, um welches Ergebnis zu erzielen.... Ich stehe auch heute noch manchmal 5 Minuten vor einem Huf und überlege, bevor ich etwas mache. Schaue ihn mir von allen Seiten an, frage m,cih, was ich erreichen möchte und wie ich das sinnvollerweise umsetzen kann. Selber denken ist nicht schädlich!
Ich habe ungeheuer viel dabei gelernt.

Beate

Autor:  eff-eins [ 18.05.2014, 15:12 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

Von eigenmächtigen, ausgedehnten Hufbearbeitungen möchte ich aber ganz entschieden abraten, zudem ist dies auch ganz klar durch das neue Hufbeschlaggesetz geregelt was ja nicht von ungefähr kommt!!
Ich operiere auch keine Menschen nur weil ich medizinisch bewandert bin, ich darf nicht einmal einem anderen Menschen der meiner Pflege unterstellt ist die Fussnägel schneiden!! Man denke dabei wenn einem das jetzt unwahrscheinlich vorkommt mal an einen diabetischen Fuss, und schon dämmert es das es mehr ist als nur Nägel schneiden......und so verhält es sich auch mit dem Huf und dem was er als Wunderwerk der Natur anzubieten hat, in gesunden wie in kranken Zeiten.
Mal den optimalen Istzustand des Hufes zwischen zwei nicht zu lang werdenden Intervallen der Schmiedentermine mit zwei, drei Raspelstrichen an der dorsalen Hufwand erhalten ist sicherlich was anderes als Beispielsweise zu nageln und auszuschneiden. Wir sind unseren Pferden schuldig gut informiert zu sein um sowohl die Bedürfnisse des Hufes, Fehler in der Bearbeitung als auch auch einen echten Fachmann in seiner Arbeit am Huf erkennen zu können, NICHT um als selbsernannte Hufgurus daran rumzuschnippeln weil man meint es nach dem lesen ein paar Bücher selbst zu beherrschen. Der Farbatlas Huf von C. Pollit ist übrigens ein zwar teures aber fachlich sehr fundiertes Buch um mehr Einblick in diese spannende Marterie zu bekommen.

Autor:  Eddi [ 18.05.2014, 17:31 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

Sicher kommt von Frau Strasser eine Menge ganz Richtiges was eigentlich nur dem Verständnis für einen gesunden Huf folgt und kein Teufelswerk ist.
Das Problem sind häufig extreme Ansichten die pauschal alles über einen Kamm scheren.
Das geht in den wenigsten Fällen dauerhaft gut.
Dazu gehört dann leider auch dieses Zitat von Dir
Zitat:
dass die Frau Straßer absolut recht hat, mit allem was sie sagt.

Und genau dies ist ganz klar falsch!
Stellst Du ein insuliunresistentes Pferd auf die Weide und fütterst dann noch Hafer braucht man kein Prophet sein um zu sagen: das klappt ganz sicher in diesen Fällen nicht!
Man kann auch keinen Diabetiker mit Sahnetorte und Schokolade heilen, ganz im Gegenteil...

Die korrekte Hufbearbeitung ist nur eine Säule der erfolgreichen Rehetherapie, die beiden andern müssen auch stimmig sein und auf den Individualfall passend.

LG Eddi

Autor:  Cat_85 [ 07.07.2014, 21:03 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

eff-eins hat geschrieben:
Von eigenmächtigen, ausgedehnten Hufbearbeitungen möchte ich aber ganz entschieden abraten, zudem ist dies auch ganz klar durch das neue Hufbeschlaggesetz geregelt was ja nicht von ungefähr kommt!!
Dieses "neue" Hufbeschlaggesetz ist aber so nicht durchgekommen: http://www.juraforum.de/recht-gesetz/bv ... tig-202072
:wink:

Autor:  eff-eins [ 08.07.2014, 09:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

Cat_85 hat geschrieben:
Dieses "neue" Hufbeschlaggesetz ist aber so nicht durchgekommen: http://www.juraforum.de/recht-gesetz/bv ... tig-202072
:wink:

Da hast du wohl Recht aber es geht mir nicht darum wie Huftechniker und andere Kollegen aus dem Fachbereich die keine Beschlagschmiedausbildung haben künftig agieren dürfen sondern um die Begründung warum dies überhaupt aufgegriffen wurde. Da zietiere ich mal aus dem Link den du angeführt hast folgendes:

* Die Intensität dieses Eingriffs in die Freiheit der Berufswahl steht außer Verhältnis zu den Vorteilen, die mit der Zusammenführung beider Berufe zugunsten eines durch die Sicherung der Qualität der Hufversorgung verbesserten Tierschutzes erreicht werden können.
Die Qualität der Hufversorgung könnte auch dadurch gesichert werden, dass der Zugang zum Beruf des Hufpflegers von dem Erwerb und dem Nachweis der theoretischen Kenntnisse abhängig gemacht wird, die notwendig sind, um aus dem gesamten Spektrum der Hufversorgung, das von der Barhufpflege über alternative Hufschutzmaterialien bis zum Eisenbeschlag reicht, die jeweils indizierte Methode auswählen zu können.


....was im neuen Hufbeschlaggesetz etwas ausführlicher angesprochen wird , nämlich:

* Im Gegensatz zum alten Gesetz, welches die Aufrechterhaltung von Arbeitstieren bezweckte, steht beim neuen HufBeschlG der Tierschutz im Vordergrund.

* Dem tierschützerischen Sinn und Zweck des Hufbeschlaggesetzes folgend, gilt dieses ebenfalls für die Pferdehalter. Auch diese dürfen also nur als Inhaber der staatlichen Hufbeschlagsprüfung Arbeiten am Pferdehuf vornehmen, selbst wenn es sich um ihr eigenes Pferd handelt.
Gemäß § 1 Abs. 2 Nr. 2 HufBeschlG sind allerdings die üblichen, alltäglichen Reinigungs- und Pflegearbeiten von dem Erfordernis der Hufbeschlagsprü-fung ausgenommen. Hierzu zählen laut Gesetzesbegründung insbesondere Arbeiten die in der Regel vom Tierhalter selbst vorgenommen werden, wie z.B. das Auskratzen und Einfetten von Hufen.


Ich wollte damit zum Ausdruck bringen das es um Qualitätsicherung sowie dem Tierschutzrelevaten Aspekt bei der Hufbearbeitung geht der ein gewisses Maß an Ausbildung= Kenntnissen vorausgegangen sein sollte um dieses leisten zu können. Lieschen Müller aber hat diese umfassende Kenntnisse i.a.R. leider nicht bzw. kann u.U. dieses handwerklich gar nicht umsetzen und sollte darum eben auch meiner Meinung nach über ein paar Raspelstriche die den Istzustand innerhalb des 4 wöchigem HS Intervalles sichert nicht selbst an den Hufen werkeln, deshalb schrieb ich "ausgedehnt"! Und das ist eben lt. Hufbeschlaggesetz auch klar geregelt bzw. angedacht worden.
Das andererseits, wie wir hier leider immer wieder feststellen müssen, auch viele vermeintliche Fachleute wie HO, HS, HP usw. diese Kenntnisse scheinbar auch nicht haben, sie nicht einsetzen, umsetzen können und teils wirklich ein Verbrechen am Huf begehen was mitunter Tierschutzrelevanz hat steht auf einem anderen Blatt Papier. DAS kann nur insgesamt langfristig verbessert werden wenn jeder Pferdehalter selbst in gewissem Umfang über den Huf (und gesamtes Pferd natürlich auch) informiert ist, seine Verantwortung dem Pferd gegenüber uneingeschränkt wahr nimmt, seine Ansprüche an die Arbeit am Huf klar mitteilen und begründen kann und wirklich konsequent die Bearbeiter des Hofes verweist die ihren Job nicht zum Wohle der Hufgesundheit leisten. Es darf einfach nicht sein das Reheerfahrene HS die Ausnahme bleiben die dann auch noch zu allem Überfluss keine Kapazitäten mehr frei haben um Neukunden aufnehmen zu können. Solange immer wieder Zugeständnisse gemacht, zu Pfusch geschwiegen und der HS sogar weiterhin geholt wird der mit Inkompetenz und abenteuerlichen Erklärungen die jeder fachlichen Kompetenz entbehren glänzt und das Pferd mehr schlecht als recht läuft wird sich an dem Zustand vermutlich auch nichts ändern, sehr zum Leidwesen der vielen Hufkrüppel die es nicht zuletzt darum überhaupt gibt :(

Autor:  Cat_85 [ 08.07.2014, 18:15 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Diskussion: Anforderungen an den Hufbearbeiter

Du hast mit deiner Begründung auf jeden Fall recht! Mir gehts nur darum, dass eben nicht nur Hufschmiede Pferde bearbeiten dürfen, sonder auch Hufpfleger mit dem Nachweis einer entsprechenden Ausbildung. Wenn man allein das vorgeschlagene Gesetz liest könnte man das eben falsch verstehen.

Klar ist, dass wie immer der Pferdebesitzer in der Verantwortung steht hinzuschauen, sich zu informieren und dem Fachmann nicht immer alles einfach so zu glauben.

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