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Bierhefe
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Autor:  Lasse [ 18.07.2007, 12:43 ]
Betreff des Beitrags:  Bierhefe

Wann hilft Bierhefe?

bei Magen-Darm-Probleme, Koliken, Kotwasser etc.
und zur Darmsanierung nach Antibiotikagaben
bei Hufproblemen
bei Haut- und Fellproblemen
bei Stoffwechselproblemen und Leberkrankheiten
bei Untergewicht zur Verbesserung der Nährstoffverwertung
bei Eiweiß- und Phosphormangel bei älteren Pferden
bei Konzentrationsschwäche und zur Stärkung der Nerven
zur Verbesserung der Fruchtbarkeit

Bierhefe – Was ist das?

Bierhefe sind kugelige, einzellige Hefepilze, die zur Gattung Saccharomyces gehören. Es handelt sich dabei um Kleinstlebewesen, die sich durch Sprossung vermehren. Da die Bierhefen als Kleinstlebewesen erst bei 800-facher Vergrößerung sichtbar werden, konnte erst Louis Pasteur sie mit Erfindung des Mikroskops eindeutig nachweisen. Echte Bierhefe gedeiht auf sehr hochwertigem Nährboden. Als Nährflüssigkeit dienen aus Braumalz gewonnene Einfachzucker wie Maltose und Dextrin. Sie ist nicht zu verwechseln mit Futtermittelhefe. Diese wird auf Abfall aus der Zelluloseindustrie gezogen und hat außer einem hohen Eiweißgehalt wenig zu bieten. Um ein Bierhefe-Trockenprodukt herzustellen, wird der ursprünglich flüssigen Bierhefe aus der Brauerei die Flüssigkeit vollständig entzogen. Durch die dabei entstehende Hitze sterben zugleich die Zellwände ab, wodurch die Inhaltsstoffe anschließend frei vom Körper aufnehmbar vorliegen.

Welche Inhaltsstoffe enthält Bierhefe?

Getrocknete Bierhefe enthält 16 Aminosäuren (und ist damit ein wichtiger Lieferant von hochwertigem tierischen Eiweiß), sowie 15 verschiedene Mineralien und Spurenelemente, u.a. das wichtige Antioxidans Selen. Weiterhin enthält sie mehr Vitamine des B-Komplexes als jedes andere natürliche Nahrungsmittel. Bierhefe ist äußerst fettarm, cholesterinfrei und hat einen niedrigen Natriumgehalt. Daneben verfügt Bierhefe auch über einen nennenswerten Gehalt an Lezithin, einer fettähnlichen Substanz, die für die Konzentrationsfähigkeit von besonderer Bedeutung ist, da Lezithin die chemischen Vorstufen des Hirnbotenstoffes Acetylcholin enthält.

Auszug einer Durchschnittsanalyse je 100g Bierhefe getrocknet:

Vitamine
Vitamin E: 0,1 mg
Vitamin H: 0,02 mg
Vitamin B1: 13 mg
Vitamin B2: 4 mg
Vitamin B3: 40 mg
Vitamin B5: 8 mg
Vitamin B6: 4,3 mg
Vitamin B9: 0,8 mg
Vitamin B12: 0,02 mg

Mineralien
Natrium: 80 mg
Kalium: 1410 mg
Kalzium: 50 mg
Magnesium: 230 mg
Phosphor: 1800 mg
Schwefel: 350 mg
Eisen: 17,5 mg
Zink: 8 mg
Kupfer: 3,3 mg

Die für Pferde erhältlichen Ergänzungsfutter bestehen meistens aus 40 % Bierhefe gebunden an 60 % Biertreber. Und enthalten etwa 520 mg Vitamin H (Biotin) pro Kilo.

Biertreber ist ein hochwertiges Nebenprodukt, welches bei der Bierherstellung als fester Bestandteil der Maische anfällt. Es sind die festen Rückstände des Malzes, und Malz ist biologisch aufgeschlossene Braugerste. Beim Malz- und Brauprozess werden die wertvollen Nährstoffe der Gerste für den Verdauungsvorgang positiv beeinflusst. Deshalb ist Biertreber nicht nur eiweiß- und energiereich, sondern auch diätetisch wertvoll. Der Rohfasergehalt von Biertreber beträgt ca. 5% bei einem Trockensubstanzgehalt von 26%. Damit ist Biertreber ausgesprochen rohfaserreich. Der Energiegehalt ist abhängig vom Rohaschegehalt, die Energie stammt aus hochverdaulichen Zellwandbestandteilen (strukturwirksame Rohfaser: 30%). Die Eiweißfraktion besteht überwiegend aus Threonin, Lysin, Methionin und Cystin.

Inhaltsangabe einer Mischung 40% Bierhefe und 60% Biertreber:

31,0 % Rohprotein
7,0 % Rohfett
9,5 % Rohfaser
6,5 % Rohasche
1,5 % Lysin
0,6 % Methionin
0,3 % Calcium
1,0 % Phosphor

Worauf muss man bei der Fütterung von Bierhefe achten?

Bei der Fütterung von größeren Mengen von Bierhefe an jüngere Pferde sollte bei der Rationsplanung beachtet werden, dass das Calcium-Phosphor-Verhältnis von Bierhefe sehr ungünstig (bei einer 40:60 BT-Mischung 3:10) ist. Das junge Pferd benötigt Calcium, um sein Skelett zu mineralisieren, das alte Pferd nicht mehr. Im Gegenteil, ein hohes Calciumangebot ist eine Herausforderung für seine Nieren, erhöht die Bildung von Blasensteinen und es gibt in der Wissenschaft neuere Hinweise darauf, dass sich durch überhöhte Calciumzufuhr auch bestehende Arthritis- und Arthrosebeschwerden verschlechtern, deshalb sollte die Gesamtmenge an Calcium pro Tag nicht höher als 0,3 % in der Gesamtfütterung liegen, das Calcium-Phosphorverhältnis bei 1,5 bis 2 : 1. Da die Phosphoraufnahme über den Darm beim alten Pferd häufig eingeschränkt ist, muss speziell bei Weidehaltung im Sommer und überwiegender Ernährung mit Heu, sogar eventuell Phosphor zugefüttert werden. Dafür ist Bierhefe sehr geeignet.

Warum sollte ich Bierhefe füttern?

Bierhefe hat einen hohen Gehalt an vielen hochwertigen Vitaminen, Aminosäuren, Mineralstoffen und Spurenelementen. Diese hochwertigen Wirkstoffe greifen fördernd und regulierend in viele Stoffwechselvorgänge ein; dadurch kann die Nährstoffverwertung verbessert werden. Beim Pferd wirkt die Bierhefe auf die Darmflora im Dickdarmbereich. Mittelbar über die Darmflora oder unmittelbar über die in der Bierhefe in hohem Maße enthaltenen B - Vitamine, die verschiedenen schwefelhaltigen Stoffe und insbesondere die Nukleinsäuren, wird der Bierhefe eine Sonderwirkung bei der natürlichen Regulation des Hautstoffwechsels zugeschrieben.

Bierhefe in der Volksheilkunde „Brauereien sind die vornehmsten Apotheken“ sagte Dr. J. F. Heckel 1725 und reihte sich damit in die Reihe der Ärzte ein, die seit Jahrtausenden die immense Heilkraft der Bierhefe beschreiben. Bereits in Mesopotamien und im Alten Ägypten wurde sie – damals noch als „Schlamm“ oder „Bodensatz“ der Biererzeugung bezeichnet - als Heilmittel eingesetzt. Im bekannten Papyrus Ebers (1555 v. Chr.) wurde bereits beschrieben, dass Bierhefe zu höherem Alter und zur Linderung der unterschiedlichsten Hauterkrankungen eingesetzt wurde. Die dort festgehaltenen Rezepturen sind zum Teil mehr als 5000 Jahre alt. Auch Hippokrates, Paracelsus, Sebastian Kneipp und Hildegard von Bingen wussten um die Kraft der Bierhefe – lange bevor die Hefe selbst unter dem Mikroskop erstmalig sichtbar wurde

Bierhefe in der Medizin
Ihr Hauptanwendungsgebiet hat die Bierhefe bei Haut- und Fellproblemen. Früher wurde sie vor allem äußerlich als Umschlag bei schlecht heilenden Wunden und Juckreiz aufgelegt. Heute steht die innerliche Anwendung im Vordergrund. Bierhefe kann verwendet werden bei Ekzemen, Flechten, Pusteln sowie nässenden und juckenden Ausschlägen. Ebenso wirksam ist sie bei Hautpilzerkrankungen. Bierhefe eignet sich auch vorbeugend als Futterzusatz für gesunde Haut und glänzendes Fell.

Aber Bierhefe hat noch ein weitaus größeres Wirkungsspektrum. Sie wird in der Medizin erfolgreich angewendet bei Diabetes (aktiviert die körpereigene Insulin-Produktion) und bei Magen-Darm-Problemen (regt den Stoffwechsel an und reguliert die Bildung der Magensäfte). Ebenso unterstützt sie die Tätigkeit der Darmbakterien, weswegen sie auch gern und erfolgreich zur Darmsanierung nach Antibiotikagaben verwendet wird. Ebenso hilfreich kann Bierhefe bei Konzentrationsschwierigkeiten und zur Stärkung der Nerven sein.

Bierhefe bei Leberproblemen
Ein weiteres Einsatzgebiet der Bierhefe sind Lebererkrankungen. In diesem Bereich wurden bemerkenswerte Erfolge erzielt. Bierhefe unterstützt die Funktion des Stoffwechselorgans und eignet sich hervorragend für Frühjahrs- oder Herbst-Entgiftungskuren. Für ein optimales Arbeiten der Leber sind vor allem die sogenannten lipotrophen Stoffe wie Cholin und das schwefelhaltige Methionin oder Glutathion (ebenfalls schwefelhaltig), der Vitamin B-Komplex sowie das Spurenelement Selen unabdingbar. Diese Stoffe sind in geradezu perfektem Verhältnis in Bierhefe enthalten. Auch bei bereits bestehenden Leberproblemen kann Bierhefe sehr hilfreich sein. Bereits 1947 behandelte der tschechische Arzt Laznicka mehr als 1000 Hepatitis-Patienten ausschließlich mit Bierhefe. Bei keinem der Patienten kam es im Beobachtungszeitraum von 7 Jahren zur gefürchteten Leberzirrhose. Weitere Forschungsarbeiten in diesem Bereich folgten und bestätigten seine Ergebnisse.

Warum Bierhefe und kein Biotin?

Schlechte Hufe und schlechte Haut bedeuten meistens eine schlechte Produktion von Biotin im Darm des Pferdes, denn diesen Stoff stellt das Pferd selber her!

Es wird vermutet, dass der Einsatz von synthetischem Biotin für die Verbesserung der Eigensynthese eher hinderlich als förderlich ist. Möglicherweise ist der Organismus dann auf Dauer auf eine Biotingabe von außen angewiesen.

Eine Bierhefe/Biertreber-Mischung unterstützt die Darmflora des Pferdes mit den probiotischen Hefekulturen und fördern dadurch die Produktion des körpereigenen Biotins. Meist kann man schon nach einem halben Jahr auf die Bierhefe verzichten, da sich die Darmflora ausreichend stabilisiert hat und ein weiterer Einsatz für die Beseitigung von Hufproblemen nicht mehr nötig ist. Bei reinem Biotin wird hingegen zu einer Dauergabe geraten und eine sichtbare Verbesserung tritt erst nach Monaten ein.

Warum Bierhefe und kein Malzbier?

Malzbier ist ein obergäriges Vollbier und wird genauso wie andere Biere gebraut, allerdings wird die Bierhefe bei ungefähr 0° Celsius zugegeben. Dadurch gärt es nicht, und es entsteht praktisch kein Alkohol. Malzbier, auch reines Malzbier, enthält Zucker. Es gibt allerdings noch einige wenige echte Malzbiere. Das was gemeinhin als Malzbier bezeichnet wird und in den Supermärkten erhältlich ist, ist der Malztrunk und der enthält zusätzlich noch weitere Zuckerzusätze im wesentlichen in Form von Frucht- und Traubenzucker, der schnell aufgeschlüsselt werden kann, und meistens auch noch künstliche Farbstoffe. Es ist bekanntlich nicht der Zucker, der den Karies verursacht, sondern die Bakterien die den Zucker zur Säure vergären. Dieser frisst sich dann durch den Zahnschmelz. Der Zahnschmelz von Pferden ist zwar viel härter als der des Menschen und damit auch nicht so empfindlich, aber auf Dauer hält auch der Pferdezahnschmelz diese Säurebehandlung nicht stand. Die Kohlehydrate liegen im Zucker in hoher Konzentration vor, die auch für den übrigen sehr empfindlichen Verdauungstrakt des Pferdes nicht zuträglich ist. Die physiologische Darmflora scheint eine wichtige Rolle bei der Entstehung verschiedener infektiöser, allergischer und autoimmuner Erkrankungen zu spielen. Deshalb gehört Zucker generell nicht ins Pferd!

Malzbier macht d**k? Zwischenzeitlich wurde in Studien belegt, dass das Körpergewicht durch mäßigen Biergenuss theoretisch sogar vermindert werden kann! Voraussetzung dafür ist jedoch, dass man nicht mehr als gewöhnlich isst. In der Praxis führt der regelmäßige Konsum dennoch häufig zur Gewichtszunahme, einfach weil Bier das Hungergefühl besonders intensiv verstärkt, aber auch weil die darin enthaltene Bierhefe einen positiven Einfluss auf die Darmflora und auf den Stoffwechsel hat und damit die Nährstoffverwertung verbessert. Der Nährwert von einem halben Liter Malzbier ist aber so gering, dass trotz dem darin enthaltenen Zucker ein Pferd unmöglich alleine davon zunehmen kann. Deshalb ist es wesentlich sinnvoller eine Bierhefe/Biertreber-Mischung zu füttern. Allerdings sollte die Futterration trotzdem genug Mangan beinhalten, dass die Aufnahme der B-Vitamine gegeben ist.

Wie viel kostet Bierhefe und wie viel sollte ich meinem Pferd füttern?

Beim Preis sollte man sehr aufpassen, der variiert zwischen knapp 80 Cent und satten 4 Euro je kg, sowie –festhalten!- 29,50 Euro für die Edelausführung in der wunderschönen (wahrscheinlich vergoldeten) 800g Dose. Und auch bei den Fütterungsempfehlungen sind die Angaben leider sehr unterschiedlich.

Daher hier eine Auflistung der gängigsten Produkte:

Die günstigste 40:60-Bierhefe/Biertreber-Mischung gibt es z.b. in vielen Raiffeisenfilialen.
Hersteller : Leiber GmbH Bierhefeverarbeitung D-49565 Bramsche
Fütterungsempfehlung: Einzumischen mit 3 - 5 % in Futterrationen für alle Tierarten.
Preis: „BT-Bierhefe-Biertreber-Spezialmischung für Pferde“ kostet im 20 kg Sack bei Raiffeisen etwa 18 Euro, bei anderen Händlern (ebay etc.) um die 30 Euro, was aber immer noch vergleichsweise sehr günstig ist.

Fütterungsempfehlung von Deganius:
Jeweils 10-20 Gramm pro 100 Kilo Körpergewicht am Tag.
„Bierhefe“ zum Wucherpreis: Staffelpreise von 3,99 Euro bis 3,60 Euro je kg.
Auch hier verbirgt sich unter dem Namen Bierhefe eine 40:60-Mischung!

Die Luxusvariante ist von Stallmeister: DarmFlora - VERDAUUNG
Zusammensetzung: Bierhefe, Biertreber. (keine weiteren Zusatzstoffe, die diesen Preis rechtfertigen könnten, Mischungsverhältnis nicht angegeben)
Fütterungsempfehlung: Täglich 100 g je Großpferd (600 kg LG).
Preis: 3 kg Euro 8.95 (2.98 Euro je kg)

Bei Masterhorse und der Schweizer Firma Horsana gibt es reine Bierhefe.

Fütterungsempfehlung von Horsana: Je nach Bedarf 30 - 60 g/Tag (500kg/LG). Die Dosis kann auf 50 - 500 gr. pro 100 kg LM angehoben werden (Hochleistungspferde). Bei Hochleistungspferden sollte Bierhefe ständig verfüttert werden, bei anderen Pferden nach Bedarf, z.b. über die Dauer von 4 Wochen, um den Stoffwechsel anzuregen. Nach Durchfällen, Anwendung von Antibiotika über das futter, Futterverweigerung, Futterumstellung, strukturarmer Fütterung, Verdauungsstörungen verschiedenster Ursachen, aber auch zur Förderung des Haarwechsels, der Leistungssteigerung und evtl. zum Abbau gewisser nervöser Störungen. Für trächtige Stuten ist eine Bierhefegabe zu empfehlen.
Der Preis für „Horsana Bierhefe“ ist in CHF angegeben.

Fütterungsempfehlung von Masterhorse:
Je nach Bedarf täglich 50 g je Großpferd (600 kg LG).
Preis „Bierhefe-Pur“: 3,32 Euro (3 kg Eimer) bzw. 2,85 Euro je kg (7 kg Eimer)

Dann gibt es für Pferde, die keine pure Bierhefe oder Bierhefe/Biertreber-Mischung fressen (das ist eher selten) oder zu wenig Kraftfutter kriegen um die Bierhefe in der normalen Form (Mehl) unterzumischen, noch die Möglichkeit die Hoeveler BT-Hefe in Pelletform zu kaufen. Allerdings auch ein teurer Spaß. Der Preis liegt je nach Händler bei 1 Euro bis etwas unter 1,50 Euro je kg und die Fütterungsempfehlung auch höher als bei der puren Bierhefe/Biertreber-Mischung.

Informationen dazu unter:
http://www.hoeveler.com/Produkte/produk ... Press.html

Aber bitte beachten: In der BT-Hefe sind nicht nur Inhalts- sondern auch Zusatzstoffe, was das ganze mehr zum Mineralfutter macht und unbedingt bei der Rationsberechnung beachtet werden sollte!

Das gleiche gilt für „Hefekulturen BX“ von Ströh.
Zusammensetzung: Zusatzstoff-Vormischung, Weizengrießkleie, Biertreber/Bierhefe (getr. 60:40)
Die Fütterungsempfehlung von Ströh: „Täglich 20g / Tag“ (ja, wörtlich!)
Preis wie gesagt 29,50 Euro je kg, dafür nicht im 20kg-Pappsack sondern in schicker 800g-Plastikdose.

Wie sollte Bierhefe gefüttert werden?

Wichtig ist wie bei allen Zusatzfuttermitteln eine regelmäßige Gabe über einen längeren Zeitraum.
Die Produkte in staubiger Mehlform sollten am besten nass verfüttert werden und können z.b. gut im Mash verfüttert werden, aber auch ganz einfach eingeweicht unters Kraftfutter gegeben werden. Für Pferde, die die Bierhefe nicht pur fressen wollen, kann man sie auch in Saft oder Apfelmuss einrühren.
Die BT-Hefe von Hoeveler hat den Vorteil, dass die Pellets staubfrei sind und daher nicht mehr eingeweicht werden müssen. Aber auch die BT-Hefe-Pellets lassen sich wunderbar im Mash verarbeiten. Der Geruch und Geschmack der Pellets scheint neutraler zu sein, deshalb wird BT-Hefe eher gefressen.

von: moebe am: 22.06.2006 13:11
Warum trockene Bierhefe und keine Backhefe / Melassehefe oder flüssige Bierhefe?

Die handelsübliche Backhefe (Trockenhefe und Frischhefe-Würfel), die in vielen Ergänzungsfuttermitteln für Pferde unter der Bezeichnung Melassehefe (Saccharomyces cerevisiae) enthalten ist, wird auf Melasse von Zuckerrüben gezüchtet. Sie enthält kaum Vitamine (z.b. kein Biotin!) und wesentlich weniger Minerale und Spurenelemente als die Bierhefe.

Davon abgesehen hat Lebendhefe (und damit auch frische Bierhefe!) eigentlich keinen Nährwert, da ihre Zellwände unverdaulich sind, da die Magensäfte die sehr stabilen Zellwände nicht "knacken" können - die Hefe rutscht unverdaut durch den Darm und die im Zellinneren befindlichen Nährstoffe können daher nicht ausgenützt werden.. Inaktivierte Hefezellen hingegen haben eine dünnere Zellwand. Trockene Bierhefe enthält grundsätzlich inaktive Hefezellen und auch "tote" Hefezellen wirken als Nebeneffekt darmstabilisierend und toxinbindend. Aktive Bierhefe ist auch nicht haltbar, da sie unweigerlich zu gären beginnt und sie hat einen geringen (und schwankenden) TS-Gehalt unter 10% und schwankt stark in den Inhaltsstoffen. Bei den standardisierten Bierhefe-Produkten weiß man hingegen immer genau, was man füttert. Ein entscheidender Vorteil bei der Rationsberechnung.

Beim Backen hat die Melassehefe den Vorteil gegenüber der Bierhefe, dass sie in warmer Umgebung eine bemerkenswerte Aktivität bei der Erzeugung von Kohlensäure entwickelt; darüber hinaus noch eine beständigere Gärfähigkeit und eine kontinuierlichere Qualität aufweist. Aber Ziel der Backhefeherstellung ist Gärung und Gasbildung! Backhefe ist ein Triebmittel! Man nimmt bei der Backhefeherstellung gezielt obergärige "Rassen", die sich durch hohe Triebstärke (CO2-Bildung) auszeichnen. Und dass ein Backtriebmittel nicht sinnvoll im Pferdedarm ist, sollte einleuchten. Wollte man Backhefe zur Nahrungsergänzung wie Futterhefe einsetzen, müsste man von der Menge her für 100g Bierhefe pro Tag mindestens 2-3 Würfel Backhefe geben. Es kann durchaus sein, dass es Pferde gibt, die das aushalten - empfehlenswert ist es sicher nicht. Bei Pferden, die zu Koliken neigen ist es fahrlässig. Wer übrigens meint, die frischen Hefewürfel wären "biologischer und natürlicher" als Mehl oder Flocken, weil sie so gut riechen, der kann sich mal über die Herstellung konventioneller Backhefe informieren...

Weitere interessante Informationen über Backhefe und Hefeproduktion und deren Geschichte findet man unter: http://www.fala-hefe.de/de/fala-hefe/fa ... r-hefe.php

Bei einem Darm, der durch Koliken, Medikamente, Futterumstellungen etc. "aus dem Lot" ist, kann man zur „Darmsanierung“ auch Lebendhefekulturen einsetzen. Dabei wird eine bestimmte "Rasse" aus einem Hefestamm gezüchtet/isoliert. Diese Hefezellen sind vermehrungsfähig und helfen beim Aufbau einer "neuen" Darmflora. Das Prinzip ist so wie bei lebenden Milchsäurekulturen. Diese Lebendhefen müssen als Zusatzstoff zugelassen und deklariert werden: Z.B. Yea sacc (Saccharomyces cerevisiae, Stamm NCYC 1026) - das kostet dann als Pulver mindestens das 20fache von normaler Futterhefe (und bringt natürlich keine VitB- und Aminsosäurenzufuhr). Es gibt auch Firmen, die inaktive Futterhefe mit Zusatz von Lebendkultur anbieten (kann man auf dem Beipackzettel nachschauen) - das erhöht den Preis und bringt nichts - wenn Lebendhefe, dann sollte man die Reinform nehmen, da hat man eine genaue Dosierung.

Autor:  nicky [ 21.07.2007, 10:33 ]
Betreff des Beitrags: 

Wow, das ist ja mal echt super Zusammengefasst und erklärt so einiges! Jetzt hab ich aber trotzdem ne Frage. Bisher hab ich immer gelesen, dass Rehleins nur Bierhefe ohne Treber kriegen sollen. Hier ist das nicht so. Was denn nu??? Bild

LG Nicky

Autor:  Lasse [ 21.07.2007, 11:08 ]
Betreff des Beitrags: 

...weil es nur eine ganz allgemeine Info über Bierhefe ist Nicky.
Das man speziell Rehepferden besser reine Bierhefe, also ohne Treberanteil gibt, stimmt trotzdem.
LG,
Lasse

Autor:  nicky [ 21.07.2007, 13:29 ]
Betreff des Beitrags: 

Naja, wer lesen kann ist klar im Vorteil! :oops:

Autor:  cschoen [ 10.08.2007, 20:09 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bierhefe

Vielen Dank für diesen sehr interessanten Beitrag! Wenn ich ehrlich bin, liegt mir das Thema "Bierhefe" schon länger auf der Leber ( :lol: im wahrsten Sinne des Wortes!)...

Was habe ich über Bierhefe so landläufig gehört? "Bierhefe ist gut für Haut und Fell." und "Bierhefe hat sehr viel Eiweiß. Vorsicht bei Hufrehe."! Wie mich der Beitrag von Lasse aufgeklärt hat, muß man diesbezüglich zwischen Bierhefe und Bierhefe unterscheiden. Doch woher weiß ich, welche Bierhefe ich kaufe? Wo sehe ich auf der Verpackung bzgl. der Inhaltsangaben den Unterschied?

Lasse hat geschrieben:
... Echte Bierhefe gedeiht auf sehr hochwertigem Nährboden. Als Nährflüssigkeit dienen aus Braumalz gewonnene Einfachzucker wie Maltose und Dextrin. Sie ist nicht zu verwechseln mit Futtermittelhefe. Diese wird auf Abfall aus der Zelluloseindustrie gezogen und hat außer einem hohen Eiweißgehalt wenig zu bieten. ...


Ist Bierhefe denn für ein EMS - Pferd geeignet oder nicht? Wenn ich das bzgl. der Diabetes lese, bin ich der Meinung, dass ich die Finger davon lassen sollte. Bei den Leberunterstützenden Eigenschaften komme ich schon wieder ins Schwanken!

Lasse hat geschrieben:
... Sie wird in der Medizin erfolgreich angewendet bei Diabetes (aktiviert die körpereigene Insulin-Produktion) und bei Magen-Darm-Problemen (regt den Stoffwechsel an und reguliert die Bildung der Magensäfte). Ebenso unterstützt sie die Tätigkeit der Darmbakterien, weswegen sie auch gern und erfolgreich zur Darmsanierung nach Antibiotikagaben verwendet wird. ...

... Ein weiteres Einsatzgebiet der Bierhefe sind Lebererkrankungen. In diesem Bereich wurden bemerkenswerte Erfolge erzielt. Bierhefe unterstützt die Funktion des Stoffwechselorgans und eignet sich hervorragend für Frühjahrs- oder Herbst-Entgiftungskuren. ...


Und meine letzte Frage ist, welches Produkte denn zu empfehlen ist? Nach obigem Beitrag würde ich mich für die Pellets von Höveler entscheiden. Ist dieses Produkt denn qualitativ hochwertig?

Karin, wie ich anderen Beiträgen entnommen habe, glaube ich, dass Du ein "Bierhefe-Fan" und von der positiven Wirkung überzeugt bist. Wie siehst Du die positiven und negativen Eigenschaften bei der Fütterung an ein EMS - Pferd? Wäre für Deine Tipps sehr dankbar... :)

LG
Claudia

Autor:  Friesin [ 10.08.2007, 20:16 ]
Betreff des Beitrags: 

Hallo Claudia..

Du meinst sicher die Bierhefe, die es handelsüblich von den Genossenschaften und anderen Futtermittelnherstellern gibt. Diese enthalten Biertreber und sind nicht für Rehe-und/oder EMS-pferde geeignet. Vielfach zu erkennen an der ezeichnung Bierhefe BT
Die von Höveler enthalten ebenfalls Biertreber.

Die Bierhefe von der wir hier sprechen ist die ohne Treber, also reine Bierhefe.

Sie bekommt man bei makana oder bei masterhorse.

LG Anke

Autor:  cschoen [ 10.08.2007, 20:29 ]
Betreff des Beitrags: 

Hallo Anke,

ahhhhhh! Jetzt bin ich schon ein ganzes Stück schlauer!!! :D

Und wenn das BT nicht dabei steht - woran erkenne ich dann, dass ich reine Bierhefe kaufe? Am Preis?

Und die reine Bierhefe kann ich dann auch bedenkenlos an ein EMS-Pferd verfüttern?

LG
Claudia

Autor:  Friesin [ 10.08.2007, 20:38 ]
Betreff des Beitrags: 

Hallo...

am Preis weiß ich jetzt so nicht....

Es muss 100% Bierhefe deklariert sein, nicht Bierhefe BT.... daran erkennst Du den Unterschied.

guck mal z.B. hier: http://www.makana.de/ unter Futtermittel/Bierhefe...

Die haben beides. Da kannst Du den Unterschied sehen.

Reine Bierhefe verträgt auch ein EMS-Pferd.

LG Anke

Autor:  cschoen [ 10.08.2007, 20:44 ]
Betreff des Beitrags: 

Hallo Anke,

dann ist die reine Bierhefe ja ein fantastischer Futterzusatz für jedes Pferd? Jetzt verstehe ich auch, warum Karin so begeistert von Bierhefe ist... :wink:

Wie ist denn dann nach Euren Erfahrungen die Fütterungsempfehlung? Zweimal im Jahr eine Kur oder tägliche Fütterung?

LG
Claudia

Autor:  Friesin [ 10.08.2007, 20:46 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich persönlich füttere es durchgehend....gemäß der Fütterungsempfehlung.
Auch meine Nichtrehleins bekommen es und es bekommt ihnen sehr gut.

LG Anke

Autor:  cschoen [ 10.08.2007, 20:55 ]
Betreff des Beitrags:  Re: Bierhefe

Hallo Anke,

aber das ist bei EMS doch genau die falsche Wirkung?

Lasse hat geschrieben:
... Sie wird in der Medizin erfolgreich angewendet bei Diabetes (aktiviert die körpereigene Insulin-Produktion)... ...


Oder ist das bei reiner Bierhefe nicht der Fall? Und wenn nicht, warum?

Anke, ich will Dich jetzt nicht ärgern - ich will es einfach verstehen... :wink:

LG
Claudia

Autor:  Friesin [ 10.08.2007, 21:19 ]
Betreff des Beitrags: 

hmmm....wenn ich es jetzt richtig verstanden habe, müßte es folgendermaßen, vereinfacht dargestellt, sein.
Korregiert mich bitte, wenn ich Humbug erzähle.

Also, was Du meinst ist die Insulinresistenz. Dies bedeutet, das der Stoffwechsel aufgrund von EMS nicht in der Lage ist die Glukose (Blutzucker) mittels körpereigenes Insulin abzubauen. Salopp ausgedrückt, der Körper ignoriert das Insulin und der Zucker wird nicht abgebaut, sonder als Fett gespeichert. Diese Fettdepots fungieren aber wie eine Hormondrüse die Kortisol ausschütten. Das wiederum fördert die Insulinresistenz. Also ein Teufelskreis.

Vom Prinzip her ist es wurscht ob die Insulinausschüttung von Bierhefe gefördert wird. Es wird eh "ignoriert". Das Problem muss daher von anderer Seite angegriffen werden. Die Fettdepots müssen langsam aber kontinuierlich, abgebaut werden um die Kortisolausschüttung zu verringern. Dies kann man aber bei Rehepferden nur mit der kohlenhydratarmen Ernährung erreichen.

Dies ist jetzt bestimmt nicht wissenschaftlich korrekt, aber vielleicht so einfacher zu verstehen.

LG Anke

Autor:  anna2005 [ 10.08.2007, 21:21 ]
Betreff des Beitrags: 

ich hatte mir mal von höveler die genauen inhaltsangaben zu der bierhefe mailen lassen, weil ich die unterschiedlichen produkte vergleichen wollte. muß die mail aber leider irgendwann gelöscht haben.

kann mich erinnern, das die inhaltsangaben auf die tägliche menge gesehen nicht sooo unterschiedlich zu masterhorse waren.

was genau bewirkt denn der biertreber?

Autor:  Friesin [ 10.08.2007, 21:30 ]
Betreff des Beitrags: 

Biertreber besteht vorwiegend aus den Schalenanteilen des Gerstenkorns, sowie dem Eiweißen des Mehlkörpers. Und alle unnötigen Getreideanteile sollten bei Hufrehe vermieden werden. Nicht der Nährstoffgehalt der Biertreber ist der Knackpunkt, sondern die Quelle dessen, da diese wiederum das Wachstum der unerwünschten Darmbakterien begünstigen.

Bierhefe ist aus reinen Hefepilzen und enthält keine Getreidebestandteile und fördert das Wachstum der erwünschten Darmbakterien.

Autor:  cschoen [ 10.08.2007, 21:53 ]
Betreff des Beitrags: 

Anke, das verstehe ich nicht! :?

Wenn Bierhefe die körpereigene Insulin-Produktion aktiviert, habe ich doch -trotz Kohlenhydratarmer Fütterung- wieder einen viel zu hohen Insulinwert! Oder stehe ich gerade am Schlauch... :?:

LG
Claudia

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