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 Betreff des Beitrags: Weidehygiene - Weideparasiten
BeitragVerfasst: 14.01.2011, 10:55 
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Registriert: 11.07.2010, 19:22
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Mit Weidehygiene gegen die Parasiten!
Bald ist es wieder soweit – die Pferde dürfen endlich wieder auf der Weide grasen. Doch in die Freude mischen sich auch gewisse Sorgen: Wie werden die Pferde die Futterumstellung verkraften? Wie stark bedrohen Weideparasiten die Gesundheit der Pferde? Insbesondere die Blut- oder Palisadenwürmer (Strongyliden) sind auf Pferdeweiden allgegenwärtig. Selbst bei regelmäßiger Anwendung von Wurmkuren bleiben diese Parasiten gefährlich: Zum einen, weil bestimmte Larvenstadien im Pferd nur schwer zu bekämpfen sind. Zum anderen, weil sich entwurmte Pferde auf der Weide schnell wieder neu infizieren. Um die unerwünschten Parasiten erfolgreich in den Griff zu bekommen bedarf es daher eines ganzen Bündels abgestimmter Maßnahmen. Lauernde Gefahr im Gras: Palisadenwürmer Die erwachsenen Palisadenwürmer leben im Dickdarm der Pferde. Hier vermehren sie sich, ihre Eier werden in großer Zahl mit dem Kot ausgeschieden. Auf der Weide entwickeln sich aus den Eiern Larven, die nacheinander drei unterschiedliche Stadien durchlaufen. Erst die dritte Larve ist wieder infektionsfähig. Sie kriecht bei ausreichender Feuchtigkeit im Flüssigkeitsfilm an den Pflanzen hoch und wird von den Pferden beim Grasen aufgenommen. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Larven bei feuchtkühler Witterung auf der Weide monatelang infektionsfähig bleiben, während starke UV-Strahlung und Trockenheit ihre Überlebensfähigkeit stark einschränken. In den ersten 4-6 Wochen nach der Infektion wandern die Larven durch die Blutgefäße der Pferde und können dort große Schäden wie Thrombosen und Innere Blutungen hervorrufen. Daraus ergeben sich mögliche Folgeschäden wie Koliken, Infarkte und Hinken. Selbst eine Hirnhautentzündung kann durch die wandernden Larven ausgelöst werden. Unglücklicherweise sind die im Blutsystem des Pferdes wandernden Larven durch Medikamente nur schwer zu treffen. Am Ende wandern die Larven wieder in den Dickdarm, wo sie sich an die Darmwand anheften und zu erwachsenen Würmern reifen. Durch die massive Schädigung der Darmwand leiden die Pferde dann unter Blutarmut, Durchfall, Schwäche und Abmagerung. Hygiene-Maßnahmen wichtiger denn je Aufgrund des oben geschilderten Entwicklungskreislaufs ist es offensichtlich, dass das Problem mit den Magen-Darmwürmern durch Medikamente allein nicht zu lösen ist. Zumal durch die jahrelange Bekämpfung mit Benzimidazol- Präparaten die Palisadenwürmer gegen diese Wirkstoffgruppe inzwischen weitgehend resistent geworden sind. Ziel muss es also sein, das Niveau der Neu-Infektionen so gering wie möglich zu halten. Dafür sollten alle Maßnahmen zur Förderung der Weidehygiene genutzt werden: • Regelmäßige Wurmkuren, um die Ausscheidung von Wurmeiern zu reduzieren • Wechsel von Schnitt- und Weidenutzung, um den natürlichen Schwund an infektionsfähigen Larven auszunutzen • Misch- oder Wechselbeweidung mit Wiederkäuern ("Staubsaugereffekt"), denn die Blutwürmer der Pferde können sich im Wiederkäuer nicht entwickeln • Absammeln der Kotballen, um möglichst viele Eier und Larven von der Weide zu entfernen • Düngung der Weide mit Kalkstickstoff, um Wurmlarven zu dezimieren Larven auf der Weide dezimieren Am Institut für Parasitologie der Universität Gießen wurden in den vergangenen Jahren umfangreiche Untersuchungen zur Wirkung von Kalkstickstoff auf die Larven der Strongyliden gemacht. Dabei bestätigte sich, dass durch eine Cyanamidkonzentration, wie sie mit einer Kalkstickstoffgabe von 300 bis 400 kg/ha erreicht wird, innerhalb von 8 Tagen rund 90% der Strongylidenlarven ausgeschaltet werden. Bei niedrigen Temperaturen sind tendenziell höhere Aufwandmengen bzw. längere Einwirkungszeiten erforderlich, um den gleichen Hygiene-Effekt zu erzielen. Die Parasitenlarven sind also schwerer zu bekämpfen, wenn sie ihre Aktivitäten aufgrund niedriger Temperaturen eingestellt haben. Damit bestätigt sich die alte Regel, dass mit der Kalkstickstoffdüngung im Frühjahr bis zur Forsythienblüte gewartet werden sollte, so dass schon eine gewisse Erwärmung des Bodens eingetreten ist und die Larven sich bereits an der Bodenoberfläche tummeln. Die richtige Anwendung von Kalkstickstoff Zur Frühjahrsdüngung und zur Verbesserung der Weidehygiene werden je Hektar Pferdeweide 350 bis 400 Kilogramm Kalkstickstoff Perlka gestreut. Das Ausbringen des Düngers erfolgt, wenn die Grasnarbe abgetrocknet, der Boden hingegen noch feucht ist. Damit ist gewährleistet, dass die Düngerkörnchen auf den Boden durchrieseln und nicht an den Pflanzen haften bleiben. Die Kalkwirkung des Kalkstickstoffs beugt Verschlämmungen vor und begünstigt das schnellere Abtrocknen der Weide. Auch hierdurch wird den Parasiten das Überleben erschwert. Die gleichmäßige und lange anhaltende Stickstoffwirkung fördert die wertvollen Untergräser und begünstigt so die Bildung einer dichten und strapazierfähigen Grasnarbe. Zwei Wochen nach der Kalkstickstoff- Düngung können die Pferde wieder auf die Weide gelassen werden, selbst wenn am Boden noch Überreste der Düngerkörnchen sichtbar sind. Vor dem Auftrieb sollten die Tiere natürlich medikamentös entwurmt worden sein. Eine Nachdüngung ist frühestens erst wieder im Juli notwendig. Hier können dann nochmals 200 bis 300 Kilogramm Kalkstickstoff gestreut werden, um die inzwischen hinzugekommenen Parasitenlarven zu dezimieren. Dr. Hans-Jürgen Klasse, Trostberg


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