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BeitragVerfasst: 16.03.2017, 18:09 
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Schimmelpilze im Pferdefutter, der unterschätzte oft für uns unsichtbare Krankmacher für unsere Pferde.


Es gibt verschiedene Lager- und Verderbnispilze. Aspergillus, Fusarium, Penicillium und Stachybotrys kontaminieren das Futter nach der Ernte und wachsen während des Transports oder der Lagerung (Lagerungspilze). Verregnetes Heu oder verregnete Heulage entwickelt zuverlässig eine Schimmelpilzbesiedlung.
Aber auch trocken eingebrachtes Heu ist nicht vor der Lagerverderbnis sicher. Ist Heu zu fest gewickelt (im Gegensatz zu Heulage, die in Fällen der Schimmelpilzbesiedlung fast immer zu locker gewickelt ist) entsteht vermehrt eine Wärmeentwicklung, die nicht nur eine Kontamination, sondern auch eine Ausbreitung der bereits (wenn auch im geringen Maße) vorhandenen Schimmelpilze innerhalb des Futters begünstigt.
Auch bei zu hoher Restfeuchte in der Pflanze zum Erntezeitpunkt (unzureichende Trocknung auf dem Feld) entwickeln sich Pilzkulturen.
Genauso wie auch bei falscher Lagerung (Lagerung unter Plane, teilweise auf nackter Erde, in unmittelbarer Nähe von bereits hochgradig von Schimmelpilzen befallenen Ballen).

Die Folgen einer Schimmelpilzintoxikation beim Pferd
Akute Vergiftungen durch Schimmelpilze bei Pferden sind eher selten, können sich aber äußern durch:
Kolik
Tympanie
Durchfall
Ikterus

Chronische Vergiftungen bei Pferden sind häufig und leider diffus in ihren Symptomen:
Anorexie, Leistungsabfall, Verdauungsstörungen, Fruchtbarkeitsstörungen, Aborte, Immunsuppression, Blutungsstörungen, Lähmungen – besonders bei diffusen Hinterhandschwächen ist Aspergillus vermehrt in den Focus der Tiermediziner und Pathologen geraten. Sehr häufig ist die Entwicklung einer chronischen Atemwegserkrankung wie COB und/oder einer sogenannten "Heustauballergie", wobei hier der Name irreführend ist, da das Pferd nicht empfindlich auf den Staub, sondern auf die Pilzsporen darin reagiert.


Die Allergisierung findet nach und nach statt und wird erst nach längerem Noxeneintrag klinisch sichtbar.

Aspergillus: hochgiftiger Verderbnispilz
Manche Aspergillus-Arten bilden Stoffwechselprodukte, die für den Menschen und auch für Nutztiere (Säugetiere, wie auch Vögel) sehr giftig sind (Mykotoxine, z. B. Aflatoxin, Fumagillin, Gliotoxin). Das Toxin beschleunigt den natürlichen Zelltod (Apoptose) bei tierischen und menschlichen Körperzellen.
Bei abwehrgeschwächten Organismen kann Aspergillus auch allergische Reaktionen auslösen und sogar Organe wie Lunge, Magen, Darm und das Nervensystem direkt besiedeln. Aspergillus verursacht seltene, aber dramatisch verlaufende Luftsack-Blutungen durch Erodierung der dortigen Blutgefäße (Bildung von Aneurysmen). Außerdem setzen die Toxine des Aspergillus die Blutgerinnungsfähigkeit herab, was auch intestinal dramatische Blutungen hervorrufen kann. Verantwortlich dafür ist eines der Aspergillus-Toxine, Aflatoxin, welches zusammen mit dem Cumarin aus dem Heu zur Dicumarolbildung (= Rattengift!) führt.

Cladosporium: Schwärzepilz als Auslöser von Atemwegserkrankungen

Cladosporium-Arten sind sehr häufig und kommen bevorzugt in Sumpfgebieten, im Wald und in Gärten vor, da sie gerne auf verfaulten Pflanzen bzw. auf Laub wachsen. Cladosporium-Arten können im Sommer bis zu 90 % aller luftgetragenen Schimmelpilze der Außenluft ausmachen. Cladosporium zählt zu den sog. Schwärzepilzen (Dematiaceae), da sich die Sporen und Teile der Hyphen durch Melanin-Einlagerungen braun bis schwarzbraun anfärben. Als Krankheitserreger kann Cladosporium zu Atemwegsinfektionen (z. B. Sinusitis) führen. Auch kann Cladosporium allergische Reaktionen wie z. B. Fließschnupfen, Husten, Niesanfälle, Nesselfieber oder Asthma auslösen (Schimmelpilzallergie bei Pferden).

Penicillium: als Dauergast im Futter Allergieauslöser Nr. 1
Penicillium-Arten lieben Wärme und Feuchtigkeit. Penicillium kann ähnliche allergische Reaktionen wie Cladosporium hervorrufen. Der Erreger hat aber eine besonders starke Affinität zu den Atemwegen und ruft bei dauerhafter Invasion zuverlässig allergische Atemwegserkrankungen beim Pferd hervor. Dazu bedarf es nicht einmal besonders hoher Konzentrationen. Penicillium findet sich nicht nur häufig in verregnetem Heu, sondern sehr oft auch in Silage mit unvollständig abgelaufendem Gärprozess, der sogenannten Heulage, die gerade bei Pferdehaltern sehr beliebt ist. Durch den oft sehr späten Schnittzeitpunkt und dem damit verbundenen höheren Rohfaseranteil, weist so ein Schnittgut in der Regel nicht die für einen vollständigen Silierprozess notwendige Restfeuchte auf.

Stachybotrys: häufige Entzündungsursache der Atemwege und des Magen/Darmtrakts
Stachybotrys ist ein in der Hauptsache zelluloseverdauender Schimmelpilz. Dadurch ist er fast immer in Heu, Stroh und Heulage zu finden. Er ist ein Mykotoxinbildner und als Erreger der Stachybotrymykose gefürchtet. Die gebildeten Toxine können auch durch Hautkontakt aufgenommen werden. Schwindel, Übelkeit, Schwäche und Müdigkeit gehören zu den leichteren Symptomen. Aber auch grippeähnliche Symptome, Hautreizungen, Schwellungen der Augen sowie Muskelschmerzen zeigen sich häufig. Dramatische Folgen einer Intoxikation manifestieren sich in Lungenblutungen und Blutungen des Intestinaltraktes (Magen, Darm), in Veränderung des weißen Blutbilds sowie in Immunstörungen und Herzbeschwerden. Schon eine geringe Sporenkonzentration in der Stallluft kann Toxinwirkungen auslösen! Selbst tote Sporen können toxisch und allergen wirken. Besonders heimtückisch ist dabei, dass Stachybotry chartarum in der Lunge die Synthese eines Enzyms verhindern kann, das die Lungenbläschen unter Spannung hält, damit diese nicht zusammenfallen.

Mucor: hochallergener Lagerpilz
Der Köpfchenschimmel Mucor ist zusammen mit Vertretern der Gattungen Absidia, Rhizomucor und Rhizopus Verursacher akuter Pilzinfektionen, den sogenannten Mucor-Mykosen. Durch den Atmungs- oder Speisetrakt dringen die Pilzsporen in den Körper ein. Bislang sind durch Mucor keine Mykotoxine bei Pferden nachweisbar. Nichtsdestotrotz können Mucor-Pilzarten bei sensibilisierten Pferden schwere Allergien auslösen. Die Gattung Mucor umfasst wichtige Lebensmittelverderber, die häufig auf faulenden Früchten, in Gemüse, auf Getreide, aber auch auf Mist und Kot zu finden sind. Mucor wächst bei Temperaturen von 1 - 30°C mit einem Optimum bei 22°C und benötigt eine relativ hohe Feuchte. Damit ist ihre Vermehrung bei der Gewinnung von Heulage oder verregnetem Heu besonders wahrscheinlich. Der Nachweis von Mucor in einem Futtermittel weist also eindeutig auf Verderbnisprozesse hin.

Vorbeugen mit peinlicher Futtermittelhygiene

Um ein geeignetes Pferdefutter zu erzeugen, ist der sauber ablaufende Herstellungsprozess entscheidend. Heu muss ausreichend Gelegenheit haben, auf der Weide zu trocknen. Je weniger Sonne in dieser Zeit scheint, desto länger ist die Trocknungszeit. Auch muss Heu mehrmals am Tag gewendet werden und abends in sogenannten Schwaden zusammengerauft werden, damit über Nacht der Tau die Feuchte nicht in das Schnittgut zurückbringt. Heulage darf hingegen nicht zu lange trocknen, sondern nur leicht anwelken, denn eine geringe Restfeuchte verhindert einen vollständigen Silierprozess, der aber gebraucht wird, um das Futter lagerstabil und frei von Keimen zu machen. Hier ist auch wichtig, dass bei der Pressung ein möglichst hoher Anpressdruck ausgeübt wird, damit so wenig Luft wie möglich im Ballen zurückbleibt. Mindestens achtmal muss die Folie um den Ballen gewickelt werden, damit der Ballen auch wirklich sorgenfrei silieren kann.
Im weiteren Verlauf für die Futtermittelhygiene wichtig ist natürlich auch die Lagerung. In der prallen Sonne fühlen sich auch Heulageballen nicht wohl. Sie dürfen nicht zu eng und nur auf den Stirnseiten gestapelt werden um Hitzenester zu vermeiden. Täglich müssen die Ballen auf Verletzungen der Folie z. B. durch Ratten, Mäuse oder Vögel kontrolliert und ggfls. mit einem speziellen Klebeband repariert werden. Sobald der Ballen Luft zieht, wird er der Verderbnis anheim gegeben.

Heu muss unbedingt unter Dach, luftig und locker gestapelt, damit es ohne Gefahr der Entzündung fermentieren kann. Optimal ist ein gut durchlüfteter Heuboden, die Lagerung am Boden und/oder unter Folien oder unter an allen Seiten offenen Dächern ist keine adäquate Lagerung für ein hochwertiges Futtermittel und wird die Qualität deutlich vermindern.

Was tun, wenn das Futter bereits kontaminiert ist?

Es ist angeraten, die Heu- und Heulagevorräte regelmässig durch eine Laboruntersuchung überprüfen zu lassen. Die meisten Labors (z. B. die Lufa, d.h. die Landesuntersuchungsanstalten) können das schnell und zuverlässig bewerkstelligen.
Eine Heuanalyse auf Schimmelpilze kostet ca. 30 Euro und ist für die Pferdegesundheit gut investiertes Geld.
Bei mäßig kontaminiertem Heu sollte das Heu gründlich gewaschen werden, bevor es verfüttert wird. Auch eine Bedampfung mit geeigneten Geräten kommt infrage. Heu oder Heulage, die jedoch bereits deutlich befundet ist, ist kein geeignetes Pferdefutter mehr und sollte daher auf keinen Fall verfüttert werden! Das gleiche gilt natürlich auch für Stroh, denn auch Stroh kann von den hier genannten Schimmelpilzen besiedelt werden und die gleichen Erkrankungen hervorrufen.

Futtermittelhygiene ist der Schlüssel zu einer langen Gesunderhaltung unserer Pferde!

_________________
LG Kathi

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